Eine fertige Website weist zahlreiche Aspekte eines Hauses auf. So lässt sich das Treppenhaus (sagen wir die obere Navigation) oft nicht mehr verschieben, ohne dass die Mieter (sagen wir eine Partnerintegration) gestört werden und das Fundament (sagen wir Drupal oder Typo3) bestimmt die Stabilität und das Entwicklungs-Potential des Gesamtgebäudes mit. So treffend die Hausmetapher für die Analyse des Endprodukts sein mag – eine gute Nutzererfahrung, ja der ersehnte positive Erlebniswert einer Website oder eines anderen interaktiven Produktes ist nie das Ergebnis eines linearen Planungs- und Bauprozesses.

Um die Entstehung, bzw. das Engineering einer Nutzererfahrung («User Experience», «UX») zu beschrieben, greifen dennoch viele auf Ebenen- oder Prozessmodelle zurück – und schliessen so just von der Analyse des Resultats auf den Entstehungsprozess. Eine positive Nutzererfahrung ist nicht die Folge eines linearen Vorganges, sondern das Ergebnis der gelungenen Überlagerung eines ganzen Spektrums von Gestaltungsprozessen, die nicht in eine hierarchische oder zeitliche Ordnung gebracht werden können. In diesem Sinne ist eine gelungene Nutzererfahrung das weisse Licht, das entsteht, wenn sich die drei Grundfarben in perfekt gleicher Helligkeit und Sättigung überlagern. Graphisch dargestellt:

Spektrum der Nutzererfahrung

Aspekte wie das Oberflächendesign, das Interaktionsdesign oder die Online-Strategie, Informationsarchitektur, Identität oder Usability sollen einzeln betrachtet werden können. Einzeln lösen lassen sie sich aber nicht. So kann ein bestimmtes Element einer Website aus der ursprünglichen Strategie hervorgegangen sein, es kommt aber auch nicht selten vor, dass der auf den ersten Blick ephemerste Schritt, das Oberflächendesign Ideen für gute «Features» liefert oder dass beim Testing der Usability plötzlich klar wird, mit welchem neuen Ansatz man den Nutzer wirklich zufriedenstellen könnte. Hier eine Balance zu finden, alle Farben so auszutarieren dass am Schluss ein perfekt weisses Licht entsteht, das ist der Schlüssel zum erfolgreichen Interfacedesign.